Am 28. Februar 2018, nach der kältesten Nacht des Jahres, beschloß ich den Uracher Wasserfall auf der schwäbischen Alb aufzusuchen.
Durch den seit Tagen anhaltenden Dauerfrost mit Nachtemperaturen bis zu -20° war er größtenteils komplett eingefroren.
Nach ca. 45 min. Autofahrt erreichte ich gegen 7.00 Uhr den Wanderparkplatz am Uracher Wasserfall.
Die Außentemperaturanzeige meines Bordcomputers blieb bei -16° stehen, so dass ich mich erstmal dick einpackte, bevor ich mein Fahrzeug verließ.
Nach 2km Fußmarsch erreichte ich die unterste Stufe des Wasserfalls und erkannte sofort, dass ohne Schuhspikes kein weiterkommen mehr möglich ist.
Die kompletten Treppenstufen hinauf zum oberen Teil des Wasserfalls waren mit einer bis zu 10cm dicken Eisschicht überzogen.
So holte ich meine Steigeisen mit Edelstahlkrallen aus dem Rucksack und zog sie über meine Winterboots.
Schon ein paar Tage zuvor im Bayerischen Wald konnte ich die Schuhkrallen bei ähnlichen Verhältnissen ausgiebig testen und für gerade mal 20,- € sind sie für mich eine mehr als lohnende Anschaffung, wenn man auf Schnee und Eis unterwegs ist.
Nach kurzem, steilen Anstieg erreichte ich mühelos den oberen und schönsten Bereich und stand erstmal wie gelähmt vor der gigantischen und beeindruckenden Masse aus gefrorenem Eis, welche je nach Lichteinstrahlung in verschiedenen blau- bis türkistönen schimmerte, insbesondere der gewaltigen, meterlangen Eiszapfen.
Schade, dass ausgerechnet heute morgen der Himmel stark bewölkt war, ansonsten wäre das Farbenspiel sicherlich noch weitaus imposanter ausgefallen.
Trotz der eisigen Kälte schafften es totzdem immer noch große Wassermassen den Wasserfall hinabzustürzen und durch die dadurch entstandene Gischt stellte sich das Fotografieren für mich vor eine neue Herausforderung, wie sich bald herausstellte.
Mittlerweile sind noch weitere Naturfotografen eingetroffen, die jedoch noch nicht realisierten, welche Probleme sie gleich erwarten.
Ich begann mein Stativ an einer geeigneten Stelle aufzustellen und löste über einen Fernauslöser die ersten Bilder aus. Nach nur wenigen Minuten stellte ich entsetzt fest, dass die aufsteigende Gischt des Wasserfalls sich auf mein komplettes Kameraequipment niederschlug und dort sofort gefror.
Das Stativ, der Stativkopf und meine Kamera incl. Weitwinkelobjektiv waren innerhalb kurzer Zeit mit einer 2-3mm dicken Eisschicht überzogen. Auch meine Objektivlinse wurde nicht verschont und so war weiteres fotografieren schier unmöglich.
Ich versuchte noch ein paar Mal über meinen Atem die Objektivlinse anzuhauchen, was zumindest kurzfristig funktionierte, damit ich wenigstens ein paar Fotos schiessen konnte.
Die anderen anwesenden Fotografen hatten mit den gleichen Problemen zu kämpfen und gaben nach wenigen Versuchen genervt und durchgefroren auf und brachen ihr Schooting ab.
Da mittlerweile auch meine Kleidung teilweise steifgefroren war, beschloss ich ebenfalls den Heimweg anzutreten.
Beim zusammenpacken meiner Ausrüstung dann der nächste Frust!
Meine Stativbeine waren so zugefroren, dass ein zusammenschieben unmöglich war. Zum Glück bekam ich die Kamera vom Stativkopf gelöst und so konnte ich alles bis auf das Stativ im Rucksack verstauen und mich auf die Heimreise machen.
Aus der Presse erfuhr ich dann, dass ab dem 2.3.2018 sämtliche Zugänge zum Uracher Wasserfall wegen der extremen Eisglätte komplett gesperrt wurden. Es hatten sich bereits zahlreiche Unfälle ereignet.
Trotz allem hat sich für mich der Besuch dieses winterlichen Naturschauspiels gelohnt.
Allein schon diese imposante Eisformation live zu sehen, war es mir wert, die Kältestrapazen auf mich zu nehmen, auch wenn die Bilder die letzte Schärfe vermissen lassen.